Männer trauern anders- Ausstellung "Das letzte Bild" eröffnet
Christine Scheele
Männer trauern anders
Eindrückliche Ausstellung in Gehlenbeck zu sehen
Es sind eindrückliche Bilder, die dem Betrachter im Gehlenbecker Gemeindehaus gezeigt werden. Im Lübbecker Land ist das Fotografieren Toter nicht selbstverständlich. Die Bilder des Fotografen und Biologen Dr. Martin Kreuls zeigen Verstorbene und zugleich ein gelebtes Leben. Da ist ein Mensch im Karnevalskostüm. Es gibt Bilder, die zeigen den Verstorbenen indirekt, Ausschnitte mit einer Seite des Gesichtes oder Hände, eines der Lieblingsbilder des Fotografen, Biologen und Sterbebegleiters.
Zur Ausstellungseröffnung kamen zahlreiche Gehlenbecker Bürgerinnen und Bürger. Der Künstler Dr. Martin Kreuls hielt den Festvortrag, das junge Kammerorchester unter der Leitung von Rosa Meyring spielte feine Klänge wie den Kanon von Pachelbel, Pfarrerin Barbara Fischer führte in das Thema ein.
„Warum fotografiert man Tote?“, so begann der berührende, interessante, informative Vortrag. Zuerst habe sein Sohn Anton Fotos gemacht. Er war sechs. Seine Mutter starb, und er holte sich die Kamera und fotografierte seine Mutter. Was zunächst überraschte, stellte sich als wichtiger Teil eines Trauerprozesses heraus. Anton und seine drei Geschwister sahen sich immer wieder die Fotos der verstorbenen Mutter an. So konnten sie begreifen, dass die Mutter gestorben ist.
Kreuls und seine vier Kinder mussten mit dieser Situation umgehen.
Nach diesem berührenden biografischen Einstieg sprach der Künstler über die Geschichte der Totenfotografie. Vor dem 1. Weltkrieg ging man mit dem Toten zum Fotografen. Man hatte wenig Bilder aus dem Leben der Verstorbenen, und so fotografierte man die Verstorbenen. Man reinszenierte das Leben, richtete sie wieder auf. Kinder wurden mit Spielzeug von oben abgelichtet, als sei eine intime Spielszene fotografiert. Nach dem 1. Weltkrieg verschwand die Totenfotografie. Sie erhielt einen neuen Impuls um 2000, als in Hamburg großformatige Bilder geschaffen wurden, die einen Menschen vor dem Tod und als Verstorbenen zeigten. Seitdem nehme das Interesse an der Totenfotografie zu.
„Warum macht man heute Bilder?“, fragte Dr. Kreuls weiter: „Es ist in erster Linie Arbeit an den Hinterbliebenen und unterstützt die Trauerarbeit“.
Kreuls fotografiert die Toten ehrenamtlich und bekommt zwei bis drei Anfragen in der Woche. Er fotografiert, die Bestatter suchen aus, was den Angehörigen zur Verfügung gestellt werden soll.
Im Folgenden erklärte Dr. Kreuls die konkrete Ausstellung. Die Angehörigen der Verstorbenen haben ihr Einverständnis zur Ausstellung gegeben. So würde sich die Zusammenstellung der Bilder nicht ändern.
„Männer trauern anders.“ - In diesem Teil sprach der Fotograf über die spezifische Art, wie Männer trauern. Ihm sei diese Frage im Moment so wichtig geworden, dass er dazu Workshops anbietet. Das sei das Thema, das ihm jetzt sehr wichtig sei.
Die Ausstellung ist bis zum 10. Oktober im Gehlenbecker Gemeindehaus zu sehen. Sie ist ein wichtiges Zeitdokument.