Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Konzert

Gotteslob bis zum letzten Ton
Ingeborg Renz gab ihr letztes Weihnachtskonzert

CS
Wieder einmal haben die Konzertprogramme nicht gereicht. Die Gehlenbecker St. Nikolauskirche war mit über 300 Gästen voll besetzt. Nicht einmal Stuhl oder Hocker konnten den Hörerinnen und Hörern noch angeboten werden.
In ihrem letzten Konzert, dem 43. Weihnachtskonzert und 50. Konzert insgesamt, eroberte Ingeborg Renz mit ihrer „Gehlenbecker Dorfkantorei“ noch einmal die Herzen „ihres“ Publikums. „Mit diesem Konzert wird für viele Weihnachten“, erklärte Pfarrerin Barbara Fischer zum Abschied. Und so war es auch. Nach Gehlenbecker Art ohne viel gekünsteltes Brimborium lauschten die Konzertbesucher dem abwechslungsreichen Programm, das die Chorleiterin sorgsam zusammengestellt hatte. Auch die Auswahl der Musikerinnen und Musiker, die den Chor begleiteten, war gut gewählt. Die Mitglieder des Lübbecker Sinfonieorchesters mit Rosa Meyring und Heinz-Hermann Grube und die Solosängerinnen und Sängern Jennifer Rödel, Johanna Grube (Sopran), Brigitte Rickmann (Alt), Jan Behnken (Tenor) und Heiko Schulz (Bass) ließen ein facettenreiches Klangbild entstehen, dass die Botschaft vom Sein Gottes in der Welt ausdrucksstark in die Herzen malte.
Schon zu Beginn wurde mit der Motette „Herr, wenn ich dich nur habe“ von Heinrich Schütz imposant und kraftvoll und ein wenig trotzig das Thema des Hoffnungskonzertes hörbar. Die Sehnsucht nach dem Erlöser wurde auch im folgenden Stück hörbar. Streicher, feine Flöten zeigten das Thema flott an. Hier zeigte Johanna Grube in ihrem Solo sowohl emotionale Tiefe als auch Wärme und unaufdringliche Strahlkraft, in der Mitgefühl und Schönheit spürbar wurde. Der Chor antwortete fein und klar. In Rudolf Ahles „Merk auf“ wurde der andere Sopran in seiner Professionalität und Kraft hörbar. Der Wechselgesang mit Tenor, Bass und Alt war harmonisch. Vor allem der Bass brillierte immer wieder mit wunderschöner Klangfülle und Tiefe. Der hinzukommende Chor beteiligte sich freudig. Besonders bei „Willkommen sei, Du edler Gast“ wurde die Strahlkraft des Chores deutlich.
Im Mittelpunkt des Konzertes stand die Mitternachtsmesse von Charpentier. Schon zu Beginn überraschten die Töne des Orchesters mit fröhlichen Tanzklängen, die das folgende Kyrie mit Alt , Bass und Tenor nicht getragen und schwer, sondern ernst und unaufgeregt wirken ließen. Flöte und Fagott unterstrichen diese Klangfarbe. Der Bass ließ die Töne im „Gloria“ langsam aufsteigen, bis sie den ganzen Raum erfüllten. Es war wie ein nach Hause Kommen, in dem zuweilen die beiden Soprane sich die Hoffnung zusangen, begleitet vom Echo der Flöte. Im Amen schwang das Ja mit, das Einverstandensein mit dem, was ist. So sei es!
Besonders eindrücklich wirkte das nicänische Glaubensbekenntnis. Es ist selten, dass ein Bekenntnis so voller Gefühl ausgedrückt werden kann. Basso continuo und Streicher führten unaufdringlich durch das Stück, das gefühlvoll und zuweilen dramatisch den Grund des Glaubens erleben ließ. Bei „homo factus est“ floss die ein und andere Träne vor Innigkeit.
Das Konzert endete mit „Puer natus in Bethlehem“ von Michael Praetorius, ein Stück, dass das Wunder der Weihnacht in großer Strahlkraft ausdrückte. Das mit Euphorie und Entschlossenheit vorgetragene Stück ließ für alle Weihnachten werden.
Mit stehendem, nicht enden wollendem Applaus bedankte sich das Publikum bei der scheidenden Chorleiterin. Pfarrerin Barbara Fischer übergab als ersten Dank einen Engel mit einer 50 für die 50 Konzerte, die Renz mit Engagement und bescheidener Leidenschaft durchführte. Die Chorleitung übernimmt im kommenden Jahr Jeannette Krügel. Die Orgelmusik bleibt in den Händen von Ingeborg Renz.





Zum Abschied gab der Chor alles

Weihnachtskonzert in St.Nikolaus-Kirche: Es war das 50. und zugleich letzte, das
Ingeborg Renz leitete


von imme lohmeyer-lorek


Lübbecke-Gehlenbeck. Mit stehenden Ovationen und begeisterten Zurufen wurde Ingeborg Renz von ihrem Publikum beim traditionellen Weihnachtskonzert in der St. Nikolaus-Kirche in Gehlenbeck verabschiedet. Die humorvolle Chorleiterin, die sich für die Treue der Zuhörer bedankte, schien selbst überwältigt von der Resonanz unter den Zuhörern, die zum Teil auf Hockern am Ende der Kirchenbänke saßen. Pastorin Barbara Fischer sprach Ingeborg Renz ihren Dank für 43 Jahre intensive Chorarbeit und 50 erfolgreiche Konzerte aus und schenkte ihr zum Abschluss einen Engel mit einer symbolischen 50.

Das Konzert verdiente durchaus diesen stürmischen Beifall. Ein Ensemble an hochkarätigen Solisten gab den überwiegend barocken Werken speziellen Glanz. Der Kirchenchor an St. Nikolaus hatte bestimmt lange für das Konzert geprobt und gab noch einmal alles, um seine Chorleiterin würdig zu verabschieden.

Die Sopranstimmen mischten sich hervorragend mit den tragenden Männerstimmen. Herzstück des Konzertes war die Mitternachtsmesse für Weihnachten ("Messe de Miniut pour Noel") des französischen Barockkomponisten Marc Antoine Charpentier, in die Melodien bekannter Volkslieder mit eingearbeitet waren. Das Stück enthielt die Elemente einer Liedmesse, beginnend mit dem Kyrie, das in ein wundervolles Gloria einmündet. Hier sangen beide Soprane im Duett, dem zu lauschen eine wahre Freude war, Johanna Grube mit ihrem glasklaren Sopran und Jennifer Rödel, deren Stimme eine etwas weichere Nuance besaß. Das Credo wurde eingeleitet von dem sonoren kräftigen Bass Heiko Schulz. Auch die Streicher aus dem Sinfonieorchester Lübbecke trugen in ihrem harmonischen Zwischenspiel zu einem echten Hörgenuss bei. Das Sanctus klang wie ein übersprudelnder Freudengesang des Chores, das Agnus Dei hingegen wie ein verhaltenes Gebet. Brigitte Rickmann als weicher Alt und Jan Behnken als geschmeidiger Tenor rundeten die Quartettbesetzung harmonisch ab, gerade auch in "Merk auf, mein Herz" des deutschen Barockkomponisten Johann Rudolf Ahle.

Deutlich moderner als die Barockkompositionen zeigte sich das "Weihnachtsoratorium" von Heinrich Fidelis Müller, in dem Johanna Grube eine wunderbar gefühlvolle Arie über die Sehnsucht nach dem Erlöser sang.

Alte Stimmgabelwurde zum Staffelstab

Dass die Gemeinde an St. Nikolaus sehr musikalisch ist, war zu erkennen an dem kräftigen Mit-Einstimmen in die weihnachtlichen Melodien von "In einer Höhle zu Bethlehem" und "Fröhlich soll mein Herze springen". Das Konzert, das den Zuhörern vermutlich lange in Erinnerung bleiben wird, schloss mit dem freudigen Loblied über die Geburt des Jesuskindes von Michael Praetorius ("Puer natus in Bethlehem").

Die junge, kompetente Nachfolgerin Jeannette Krügel aus Espelkamp, die die Chorleitung ab Januar übernehmen wird, war ebenfalls beim Konzert anwesend. Ingeborg Renz überreichte ihr eine alte Stimmgabel, um zu symbolisieren, dass sie ihre Arbeit nun endgültig in Krügels Hände legte. Als Organistin wird Renz der Gemeinde jedoch weiterhin erhalten bleiben.
NW15.12.15



 






























Die Neue Jeannette Krügel