Heinz Erhard Rezitation in Gehlenbeck
Witzige Wortspielereien
Herbert Soldato rezitiert Heinz Erhard im Gemeindehaus Gehlenbeck
VON CHRISTIANE TIETJEN
Lübbecke . Rezitator Herbert Soldato hatte einen ganz anderen Heinz Erhard versprochen als den leicht albernen mit „Hinter eines Baumes Rinde saß die Made mit dem Kinde“ und das hielt er auch. Unerwartet voll war das Gehlenbecker Gemeindehaus mit etwa 120 Besuchern, darunter mehrere Kinder. Vor Beginn des humoristischen Abends hatte Anna Dombrowski mit romantischer Klaviermusik für eine entspannte Atmosphäre gesorgt.
Der „andere“ Heinz Erhard kam bei Soldato zu Wort in Versen, die etwas mit Religion zu tun hatten, zum Beispiel warum die Menschen zu Weihnachten Tränen vergießen und sich zu Ostern freuen, wo doch der christliche Anlass gegenteiliger Natur ist. Oder in seiner Nachdenklichkeit über die Freiheit oder Unfreiheit eines Kindes, in berührenden Versen über den Frieden, geschrieben im Jahr 1944 in Russland. Dazu intonierte Anna Dombrowski leise das Anti-Kriegslied „Sag mir wo die Blumen sind“, und auch an anderen Stellen illustrierte sie die Heinz-Erhard-Texte kongenial.
Herausragend und von den Zuschauern lautstark als wiederholte Zugabe gefordert war das Couplet „Mable“, in dem sie prägnant Herbert Soldatos gekonnten Liedvortrag begleitete. Der witzige, wortspielerische und verschmitzte Humor Heinz Erhards kam natürlich nicht zu kurz, schließlich ist er es, den die Menschen bis heute lieben. In seinem Vortrag, der auch viel Biografisches enthielt, versuchte Herbert Soldato wohltuenderweise nicht, Heinz Erhards Redestil nachzuahmen, sondern blieb ganz er selbst. Er hielt starken Kontakt zum Publikum, ließ auch mal seinen Enkel einen angefangenen Vers zu Ende sprechen, kurz: er war einfach souverän. Gedichte vom Ritter Fips, dazu die Melodie von „Ja, so warn’s, die alten Rittersleut“ erfreuten genauso wie die Geschichte, warum Heinz Erhard Dichter wurde – das hatte was mit seinen nassen Windeln und einer guten Fee zu tun.
Eine Hommage an einen großen deutschen Humoristen in einer klugen Zusammenstellung von Texten und eine Vortragsweise, die für die Zuhörer ein großer Genuss war. Da durfte am Ende aber doch die „Made“ nicht fehlen.
NW 11.4.2011
Heinz Erhardt für Genießer
Herbert Soldato zieht das Publikum mit den Wortspielen des großen Humoristen in den Bann
Victoria Coors
Gehlenbeck (vc). »In nur vier Zeilen was zu sagen, erscheint zwar leicht, doch ist es schwer! Man braucht ja nur mal nachzuschlagen: die meisten Dichter brauchen mehr ...« So kennt und liebt man Heinz Erhardt. Dass der unvergessene Wortakrobat und Sprachkünstler auch eine nachdenkliche und manchmal versteckt provozierende Seite hatte, hat Herbert Soldato am vergangenen Freitag gezeigt.
Unter dem Titel »Heinz Erhardt wie ihn nicht jeder kennt oder: es muss ja nicht immer die Made sein« stellte er seinem Publikum vor allem weniger bekannte Gedichte und Balladen vor. Am Klavier begleitete ihn dabei Anna Dombrowski. »Mich begeistert vor allem die Vielfalt der Gedichte. Erhardt hatte geniale Gedankengänge und wundervolle Pointen. Vor allem begeistern mich aber seine herrlichen Wortspiele«, sagte Soldato. Diese präsentierte Soldato auch seinem Publikum. Neben den lustigen Gedichten rezitierte er auch ironisch-satirische Stücke, in denen Erhardt gekonnt Tiergeschich ten erzählt und die Kritik und den Spott auf die Menschen bezieht. Dazu gehörten unter anderem das Gedicht über das Kaninchen Sabinchen und die Kellermaus.
Zum Programm gehörte auch Klassisches, wie »Der Tauchernichts« frei nach Schillers »Der Taucher«, oder »Der Apfelschuss«, angelehnt an Schillers »Wilhelm Tell«. Auch besinnliche Stücke des Multitalents Erhardt zitierte Soldato. Zu den Höhepukten des Abends gehörten die zwei Lieder »Fräulein Mabel« und »Die Story von Mary«.
Die mehr als 100 Zuschauer waren sichtlich von dem Abend begeistert, und Soldato verstand es, seine Faszination und Begeisterung für den Humoristen auf das Publikum zu übertragen. Eingeladen hatte die Kaktus-Gruppe der Kirchengemeinde Gehlenbeck.
WB Artikel vom 11.04.2011