Orgel und Flöte
Konzert voll musikalischer Nähe
Elisabeth Schwanda und Tobias Krügel gestalteten eindrucksvolles Konzert zum „Orgelsommer”
Von Ralf Kapries
Espelkamp. Das gut besuchte zweite Konzert in der Reihe "Lübbecker Orgelsommer" wurde am Sonntag zu einem musikalischen Fest. Zum 25jährigen Jubiläum der Füher-Orgel war die Flötistin Elisabeth Schwanda zu Gast in der Michaelskirche am Tannenbergplatz und musizierte zusammen mit Kantor Tobias Krügel.
Schon ein Zeitungstext aus Anlass der Orgelweihe lobt die Farbigkeit der Register und die Weichheit der Tongebung des in zweijähriger Bauzeit in der Wilhelmshavener Orgelwerkstatt Führer erbauten Instruments. Es hat zehn Register und als kleinen Gag eine "Nachtigall", bei der zwei auf dem Kopf stehende, ungleich kurze Pfeifen in einem mit Wasser gefüllten Becher eine Art Vogelzwitschern erzeugen. Sie erklang bei diesem Konzert allerdings nicht. Gemeinsam mit den echten Zügen und dem Einschalter für das elektrische Gebläse entsteht wieder eine Symmetrie mit sechs Knöpfen auf jeder Seite des doppelten Manuals.
Ein große Ehre und eine Bereicherung des Konzerts bestand in dem Auftritt Elisabeth Schwandas, die sich als vielseitige Flötistin zu den angesehendsten Künstlerinnen in Deutschland entwickelt hat. Ihr Repertoire spannt einen großen Bogen vom Mittelalter bis zur Avantgarde. Auftritte bei den wichtigsten deutschen Festivals und Konzertreisen nach Italien, England oder Island belegen ihre Bedeutung als international anerkannte Solistin. Mit schlichter und zugleich charmanter Moderation schuf sie auch beim Espelkamper Publikum sogleich eine Atmosphäre der Unbefangenheit und eine große Nähe zu sich und ihrer Musik.
Schwanda und Krügel eröffneten das Konzertprogramm mit der Satzfolge "Ballet - Allemande - Courant" von Johann Schop. Passend zu Titel des Konzerts "Vater unser" interpretierten beid dann das "Vater unser - Bicinium" von Michael Praetorius gefolgt von Georg Böhms Variationen "Vater unser im Himmelreich". Flöten und Orgel passten dabei klanglich zu gut zusammen, dass der Eindruck eines größeren Flötenensemble entstand.
Schlicht begannen Jacob van Eycks Variationen für Flöte solo "Onser Vader im Hemelryck", doch die immer kompliziertere Umspielung boten der Flötistin die Gelegenheit, die ganz Virtousität ihres Spiels zu offenbaren: Kein Lauf war ihr zu schnell, keine spieltechnische Anforderung zu komplex und bei allem konnte sie ihre leidenschaftliche Freude an der Musik ausdrücken. Man sah sie förmlich wie einst van Eyck draußen sitzen und versonnen Flöte spielend in immer neuen, überschäumenden Jubel über die Freude am Geschenk der Musik auszubrechen.
Der große Bach durfte nicht fehlen und so intonierte Krügel "Vater unser im Himmelreich" (BWV 683). Eher schlicht registriert steigerte Krügel die Ausdruckskraft des eher kleinen, aber vorzüglich auf den Raum angepassten Instruments in Johann Sebastian Bachs "Sonate Nr. VI G-Dur (BWV 530) über die Sätze Lento und Allegro.
"Christe, de Du bist Licht und Tag" von Michael Praetorius erklang dann wieder im einfühlsamen Zusammenspiel Schwandas und Krügels. Sommerlich frisch endete das Programm mit Antonio Vivaldis viersätzige Sonate c-moll für Flöte und Orgel.