Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 30. November 2024

Pfarrer Reinhard Ellsel

Wir bekommen Besuch! Bekommen Sie gerne Besuch? Zu Weihnachten feiern wir das Fest der Geburt von Jesus Christus. Gott kommt zu Besuch zu uns! Mit dem 1. Advent beginnt die Zeit, in der wir uns auf diesen Besuch vorbereiten – alle Jahre wieder.

Die Kinder jedenfalls freuen sich schon sehr auf das Fest. Und natürlich auf die Geschenke. Und natürlich auf den Besuch von Oma und Opa. Die Eltern sehen das naturgemäß etwas komplizierter. Sie freuen sich auch - aber da gibt es noch so viel vorzubereiten.

Ich habe mir angewöhnt, dass ich mir diese Tage möglichst schön mache – gerade weil es so viel zu tun gibt. Irgendwoher muss ich meine Kraft ja auch bekommen. Ich mache es mir schön, indem ich mich auf das Wesentliche konzentriere. Und das Wesentliche ist ... Ja, was ist eigentlich das Wesentliche an Advent und Weihnachten? Weshalb suchen wir eigentlich Gemeinschaft in diesen Tagen und singen gemeinsam Lieder? Was lässt uns unsere Mitmenschen neu in den Blick nehmen und mit Augen der Liebe betrachten? Was ist dieses Wesentliche? Dieses Wesentliche ist der Besuch, auf den wir uns einstellen. Gott kommt zu uns! Beim Propheten Sacharja (Kapitel 9, Vers 9) wird der Besuch so angekündigt: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ Ja, es lohnt sich, dass wir uns die Zeit nehmen, um uns gut auf diesen besonderen Besucher einzustellen. Damit er bei uns ankommen kann. Und mit ihm die Freude. Und gute Gedanken. Und neue Kraft. Und neuer Mut. Leben im Advent heißt: Zur Ruhe kommen. Zur Ruhe trotz aller vorweihnachtlichen Betriebsamkeit. Worauf bereite ich mich eigentlich in diesen Wochen vor? Kann ich mich selbst beschenken lassen, ohne gleich ans Schenken zu denken? Leben im Advent heißt: Hören. Hören durch alles „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ hindurch in den Super- und auf Weihnachtsmärkten. Hören auf etwas, was ich mir selbst nicht sagen und nicht kaufen kann. Trost, von Gott, meinem Schöpfer. Kein Vertrösten und Ablenken, sondern Hinwendung zu dem, bei dem ich zur Ruhe kommen kann.

Leben im Advent heißt: Sehen. Sehen, was man eigentlich nicht mit Augen sehen kann. Sehen mit den Augen des Herzens - spüren, fühlen, mit der Seele verstehen. Gott ist da. Gott ist für mich da. Ich brauche mich nicht zu fürchten. Gott kommt - zu dir, zu mir. Er wird ein Kind.

Leben im Advent heißt: Trösten. Trösten und „stärken die müden Hände und fest machen die wankenden Knie“. Vielleicht durch einen Besuch, einen Brief, ein freundliches Lächeln. Trösten aus der Gewissheit heraus: Wir sind Beschenkte.


Pfarrer Reinhard Ellsel