Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 28. September 2024

Pfarrer Jens Weber

Wie leben in einer Welt, die immer polarisierter wird? In der die Menschen immer polarisierender werden?
Im Moment herrscht in unserer Welt ein immer stärker werdendes Schwarz-Weiß-Denken vor. Es scheint ausgemacht, wer die Bösen sind, und jede Seite wirft der anderen vor, antidemokratisch zu sein – ohne dass eine Einigung je in Sicht kommen würde. Mal ist sind die Ampelparteien die Bösen, dann die Grünen, dann die AfD. An den letzten drei Landtagswahlen in Deutschland kann man das Dilemma gut erkennen. Dann sind es die Bürokraten, dann die Klimaleugner, dann die Digitalisierungsgegner und so weiter. Jede Gruppe scheint eine andere ausgemacht zu haben, die Schuld an der Misere trägt.
In der weiten Welt ist es auch nicht wirklich einfacher. Obwohl die Welt in den letzten Jahren seit dem kalten Krieg aufeinander zugegangen ist, werden nun wieder Mauern errichtet. Und jede Seite wirft der anderen vor, die böse Seite zu sein. So haben Populisten und Extremisten leichtes Spiel.
Dabei wollen wir Menschen doch letzten Endes das gleiche – so unterstelle ich es mal: Eine Welt in Frieden, in der die Menschen gut und zufrieden leben können ohne sich Angst um die Zukunft zu machen.
Es ist nun so, dass extreme Ansichten Sicherheit vorspielen: Sie bieten Schutz, man muss nicht selber nachdenken, hat aber einen festen Halt.
Jedoch haben in diesen festen Mauern Menschen mit anderen Vorstellungen und Ansichten keinen Platz. Wer sich dagegen auf den Weg des Friedens begeben will, muss seine festen Mauern verlassen und sich auf fremdes Terrain begeben. Dort wird man angreifbar, weil man keinen Schutz mehr genießt.
Fremde Ansichten verstehen zu wollen, heißt jedoch nicht, sie auch richtig zu finden – das wird leider oft verwechselt. Es ist nur ein erster Schritt aufeinander zu in die richtige Richtung, aber ein sehr wichtiger.
In Psalm 18 lesen wir: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Gott macht uns Mut, diese Mauern in unseren Köpfen und Herzen zu überwinden. Nicht nur vorsichtig drüberzuschauen. Nein, drüberzuspringen, sie zu überwinden. Trotz der Sicherheit, trotz des Schutzes, den mir Mauern natürlich geben, aber nur so ist Frieden und Verständnis möglich.
Mit Worten aus dem Lied „Meine engen Grenzen“ (EG 600) können wir Gott bitten: „Herr, wandle sie in Weite!“


Pfarrer Jens Weber, Hüllhorst