Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 26. Oktober 2024

Pfarrerin Christine Scheele

Am Sonntag fand ich in einem Buch einen Flyer. Es war die Einladung zum Reformationsfest 2017 - 500 Jahre Reformation. Besonders in Erinnerung blieb mir das das Kunstprojekt von Inga Kardys, eine Lichtinstallation am Turm der St Andreaskirche. Bist Du frei? Du bist frei! Das war die Botschaft. Ich habe es aufgenommen und sehe es mir immer wieder an. Was war das für ein Fest!

Am kommenden Donnerstag feiern wir zum 507. Mal das Reformationsfest. Es wird stiller sein. Wofür stehen wir Christen heute? Es lohnt sich, an den streitbaren Theologen Karl Barth zu erinnern, der 1922, also vor über 100 Jahren schrieb:
„Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen beides, unser Sollen und unser Nicht-Können, wissen und gerade damit Gott die Ehre geben. Das ist unsre Bedrängnis. Alles andre ist daneben Kinderspiel.“ Diese Erinnerung erschüttert mich. Ich frage mich, wie sieht es eigentlich aus in unserer Kirchenlandschaft? Steht die Frage nach Gott, unser Unvermögen als Menschen von ihm zu sprechen und es trotzdem zu tun zu sollen im Mittelpunkt? Geben wir Gott die Ehre in unserem kirchlichen Handeln? Ich komme in viele Gemeinden und sehe Menschen, die sich treu zur Kirche halten, auch wenn es kein Eventgottesdienst ist. Auch wenn sie nicht mehr so viele sind, für sie ist der Gottesdienstbesuch selbstverständlich. Sie kommen, weil sie zu mindestens eine Ahnung haben, dass es um was geht in der Kirche, im Gottesdienst. „Das Ergriffensein von dem, was uns unbedingt angeht“, wie Paul Tillich es sagt. Christen vertrauen darauf, dass Gott lebendig ist in der Welt und das Leben begleitet. Sie hoffen darauf, ein Leben mit Gott zu führen. Sie bitten um Beistand, Danken für gute Gaben und bitten um Verzeihung.

In der Kirche geht es um Gott. Es geht nicht um die Sorge alles richtig zu machen, erst recht geht es nicht darum sich klein zu machen, um wenigstens ein bisschen relevant zu sein. In der Kirche geht es um Gott.
Wir werden weniger. Wir werden aber keine Atheisten für uns gewinnen, wenn auch wir atheistisch werden. Aber wir können fröhlich, frech von Gott erzählen, dass er diese Welt liebt. Das glaube ich!


Pfarrerin Christine Scheele