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„Leidet jemand unter euch, der bete“ – so lautet der Rat im Jakobusbrief. Schlechte Zelten kennt jeder in seinem Leben. Damals und heute. Manch einen trifft das Schicksal hart. Eine schwere Krankheit, der Verlust eines lieben Menschen, finanzielle Nöte. Schicksalsschläge können viele Gesichter haben. Und dann gibt es noch all die Alltagsprobleme. Sie bedeuten keine Katastrophe, werfen aber dennoch ihre Schatten. Jakobus' Tipp für solche schlechten Zeiten lautet: „Betet". Die Bibel fordert kein stoisches Ausharren. Wer leidet, der darf davon erzählen, der darf laut klagen, der darf seine Not im Gebet vor Gott bringen. Wenn eigene Worte fehlen, können wir auch die Bibel aufschlagen. Unter den Psalmen des Alten Testaments sind mehrere Klagepsalmen. Mit ihnen haben sich Menschen schon in biblischer Zeit an Gott gewandt. Wenn der Autor des Jakobusbriefes von Leiden spricht, meint er vor allem natürlich das Leid des einzelnen. Doch in Anbetracht der aktuellen weltpolitischen und -klimatischen Situation, gibt es kaum jemanden heute, der nicht leidet. Der nicht leidet unter den aktuellen Bedrängnissen und Bedrohungen, die unsere Welt zurzeit aus den Fugen zu heben drohen. Und auch wenn wir hier nicht unmittelbar betroffen sind, erschüttern uns die Nachrichten aus der Ukraine, aus Israel, aus der Welt; quälen uns die Bilder, die wir von dort sehen müssen und die unsere Seelen bedrücken. Hinzu kommt die Ohnmacht, das Gefühl, ausgeliefert zu sein den zunehmenden Naturkatastrophen, wie den Überflutungen in unseren Nachbarländern oder auch Teilen Deutschlands dieser Tage. Wir fühlen und leiden mit den unzähligen Opfern. Es ist ein kollektives Leiden, das zu den Leiden des einzelnen hinzukommt. Gott hat uns nicht versprochen, uns vor Leiden zu bewahren – weder vor dem eigenen ganz individuellen noch vor dem kollektiven und auch nicht vor dem, was der Mensch dem Menschen antut – aber er hat uns versprochen, bei uns zu sein, uns zu sehen und zu hören an unserer Seite zu sein und mittzutragen an dem, was uns belastet und bedrängt. Darauf sollen wir hoffen und darauf vertrauen. Zusammenkommen und füreinander beten; das Leiden zusammen tragen und gemeinsam ertragen. In der Gemeinschaft werden das Leiden und der Schrecken zwar nicht weniger, aber besser auszuhalten. Denn Leid führt schnell zur Einsamkeit, wenn wir uns zurückziehen; wenn wir uns der Ohnmacht hingeben als vermeintlich einzige Verhaltensmöglichkeit; wenn wir die Augen und Ohren vor der Welt verschließen, um unsere Seele vor den Angriffen von außen zu schützen. In der Sorge um den anderen, in der Gemeinschaft mit anderen sollen wir zusammenstehen und füreinander beten, so rät Jakobus. Das Gebet bringt mich näher zu Gott, der mich hört; das „Fürbitten“ hilft gegen das Leiden. Denn wo menschliches Tun und Denken an Grenzen stößt, da fangen Gottes Möglichkeiten erst an, bei ihm sind alle Dinge möglich.
Diakonin Liane Stork