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Meditation beim Hundegassi
Ich liebe diesen ersten Spaziergang am Morgen mit meiner Hündin, bevor der Wahnsinn des Tages so richtig in Gang kommt. Ein kühler Wind im Gesicht, manchmal ist die Luft noch ganz feucht von der Nacht, aber das macht nichts. Erst einmal den Kopf auslüften, es geht den Wiehen hinauf. Je nach Tagesterminen sind wir manchmal schon kurz nach dem Sonnenaufgang unterwegs. Und dann gibt es jeden Morgen ein anderes Spektakel zu bestaunen. An einem Tag zeigt sich der Himmel dunkel verhangen, manchmal gibt es Lichtfenster in den Wolken oder ganz wunderbar, wenn der Nebel über dem Moor liegt und ich drüber hinweg schauen kann. Dann wieder leuchten die Wolken: „Morgenrot, Schlechtwetter droht?“ Schauen wir, was der Tag so bringt. Oben am Schützenhaus angekommen kann ich an guten Tagen sehen, wie sich Wehdem an den Stemweder Berg schmiegt. Gerne nehme ich mir dann ein paar Minuten, um die Morgenstimmung einzufangen und beobachte das Wolkenspektakel am Himmel.
Meine Hündin kennt das schon. Sie bleibt dann ganz ruhig nehmen mir stehen und blickt mit mir in die Ferne. Meditation beim Gassigang. Meistens gähnt sie dann herzhaft und hebt witternd den Kopf. Während ihr tausend Gerüchte in die Nase strömen, kommt mir ein Bibelvers oder eine Liedstrophe in den Sinn: „Die Güldne Sonne bringt Leben und Wonne, die Finsternis weicht““ zum Beispiel, „Der Morgen sich zeiget, die Röte aufsteiget, der Monde verbleicht“. Oder „Gott ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten?“
Vor wem sollte ich mich fürchten? – wenn ich so früh am Morgen oben vom Wiehen auf die Welt blicke, dann spüre ich dieses Vertrauen. Gottes Wirken ist wie die Strahlkraft der Sonne. Sie ist da, ob sie zu sehen ist oder nicht. Einen Augenblick stehen bleiben und genießen: „Du tust im Innern meiner Seele gut“. Ein Augenblick der Stille, bevor das Tagwerk beginnt und mich vergewissern: ich bin verbunden mit Gott und seiner Schöpfung. „In meinem Studieren wird er mich wohl führen und bleiben bei mir, wird schärfen die Sinnen zu meinem Beginnen und öffnen die Tür.“
Und dann zuppelt meine Hündin ungeduldig an der Leine: „Können wir endlich weitergehen? Das Frühstück wartet.“