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„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ So heißt es im Wochenspruch für die 3. Adventswoche aus Jesaja 40,3.10. Ein Wort hat meine Gedanken gelenkt: „Gewaltig“.
Mit Gewalt kommen Unrechtsherrscher an die Macht! Menschen erleben sie lebensbedrohend und manchmal sogar lebensvernichtend: Gewalt in der Schule, Gewalt in Familien, Gewalt gegen Schwächere und Minderheiten, Gewalt in ungezählten Kriegsregionen der Erde, Gewalt in der Sprache, Gewalt in so genannten ‚Sozialen Netzwerken‘.
Auch die Kirche hat sich nach bedrückenden Missbrauchsvorwürfen mit diesem Thema auseinanderzusetzen! So werden derzeit auf allen Ebenen und vor allem in den Kirchengemeinden Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt entwickelt und auf zentrale Fragen Antworten gesucht: „Finden sich gewaltsame Strukturen auch bei uns? Gibt es Räume oder Orte in unseren Gebäuden, an denen sich Menschen unwohl fühlen? Sind in unserer Gemeinde Menschen von Gewalt – in welcher Form auch immer - betroffen? Wie kann man das erkennen und – vor allem – wie kann man das verhindern oder davor schützen? Wo finden Menschen, die von Gewalt betroffen sind, Schutzräume, fachkundige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner? Wo dürfen sie Geborgenheit, Verständnis, Trost und praktische Hilfe erwarten – und gegebenenfalls sogar einfordern?“
Nun also auch in dem biblischen Gedanken, der uns doch eigentlich in eine adventliche Besinnung führen möchte! So als würden wir nicht schon mehr als genug davon zu hören und zu sehen bekommen: „Siehe, der Herr kommt gewaltig!“
Doch Achtung, der Wochenspruch kündigt an, dass der HERR gewaltig kommen wird und sicher nicht gewaltsam! Obwohl beide Begriffe den gleichen Wortstamm besitzen, werden sie doch völlig unterschiedlich gebraucht.
Vor wenigen Tagen ist in Paris die Kathedrale „Notre-Dame“, die vor 5 Jahren durch ein gewaltiges Feuer schwer beschädigt wurde, wieder eröffnet worden und die Besucher bekunden: „Es ist schon gewaltig, was dort geleistet wurde“.
Gewaltig sagen wir im Staunen vor einer imponierenden Naturkulisse oder im Lob besonderer Verdienste: „Es ist gewaltig, was dieser Mensch geleistet hat!“ – Es bedeutet: „das normale Maß bei weitem übersteigend“.
Gewaltsam hingegen beschreibt die Art menschlichen Tuns als rücksichtslos, brutal, menschenverachtend, übergriffig.
Der HERR aber kommt gewaltig – zum Wohle aller Menschen! ER beansprucht keine Macht, die ER einem anderen gewaltsam entrissen hätte, sondern SEINE Gewalt ist zum Staunen. Es ist die Gewalt einer Liebe, die größer ist als alle menschliche Vorstellungskraft und die jede gewaltsame Struktur und jedes gewaltsame Handeln überwinden will!
In der berührenden Gewaltlosigkeit eines kleinen Kindes begegnet uns die gewaltige Macht der Liebe unseres Gottes! In Jesus Christus, unserem Heiland, wendet sie sich uns zu und lässt uns darüber staunen, dass eine so große Liebe überhaupt möglich ist!
Wir sind eingeladen, diese gewaltige Liebe kennenzulernen, und wir sind gerufen, ihr einen Weg offen zu halten, damit sie bei uns ankommen kann! Denn nur durch sie werden gewaltsam handelnde Menschen zu gewaltig liebenden Menschen! - Darum: „Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“
Amen!