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Ich bin gerne kreativ und gestalte selbst; der freie Wille ist eine tolle Sache. Manchmal braucht es aber auch klare Regeln. Leitlinien, nach denen ich mich richten kann, helfen nicht selten im Alltag und im gemeinsamen Zusammenleben. Mir kommt auf der Suche danach oft der Prophet Micha in den Sinn. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." (Micha 6,8).
Gottes Wort im Alltag immer zu halten, das ist nicht leicht. Glaubhaft und ungestellt so zu leben, wie Gott es hier von uns wünscht, und diese Haltung zu verteidigen, passt oft nicht in unsere Welt, in der wir gerne unser eigenes Ding machen. Dabei lohnt hier ein kleines bisschen Anstrengung, denn dann würden manche Menschen vermutlich nicht so aus der Rolle fallen, wie man es allzu oft, und zumindest gefühlt häufiger als früher, erlebt. Der moralische Kompass scheint bei einigen nämlich verloren gegangen zu sein oder nicht mehr richtig zu funktionieren. Den Eindruck gewinnt man beispielsweise bei so manchen Kommentaren in den sozialen Netzwerken. Ich bin mir sicher, einige dieser Kommentare wären früher ohne das Internet an den Wänden der Wohnzimmer verhallt und niemand hätte sie vermisst. Sich zeitweise an Gottes Wort erinnern und es leben, das könnte eine kleine Wendung bringen.
Liebe üben, das versuche ich eigentlich täglich und empfinde auch für viele Menschen eben genau diese. Verstanden als Nächstenliebe. Ich begegne in meinem Alltag, in dem ich viele unterschiedliche Rollen einnehmen darf, ganz vielen Menschen, und jede*r Einzelne davon hat einen Wert für mich. Das beschränkt sich nicht nur auf die Familie, sondern erstreckt sich über Freunde und Bekannte bis hin zu Kolleg*innen, Parteifreund*innen und vielen Menschen mehr. Für mich sind fast alle Menschen schnell wertvoll auf eine jeweils eigene Art. Nicht immer wird das erwidert. Dann gibt es auch Enttäuschungen, aber die stärken mich. Begegnungen mit Menschen sind immer einzigartig und, so meine ich, nicht austauschbar. Ich hoffe, liebe Leser*innen, Sie alle sind auch vielen Menschen etwas wert. Bei wenigen Menschen suche ich die liebenswerte Seite etwas länger oder finde sie gar nicht, aber auch das ist völlig normal.
Und dann hätten wir da noch die Demut. Eine großartige Eigenschaft und Lebenseinstellung. Denn wer sie lebt, schafft es leichter, sich regelmäßig zu erden und sich nicht über andere zu stellen. Wir Menschen sind perfekt im Unperfektsein, und das ist gut so. Wir sollten Fehler machen dürfen und entwickeln uns daran immer wieder fort. Ich arbeite unter anderem als Sozialarbeiter und mag es im Arbeitsalltag, unperfekt zu sein. Gemeinsam im Team packen wir all unsere guten Fähigkeiten zusammen und holen für unsere Auszubildenden so oft gerade deshalb das Beste heraus.
All diese Eigenschaften kann man häufig in den Augen unserer Kleinsten entdecken. Das stelle ich immer wieder fest, wenn mein Neffe mich besucht, und profitiere lange davon. Ich hoffe, er und andere Kinder können sich das lange, im Idealfall immer, im Leben erhalten.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sehr herzlich ein perfekt unperfektes Wochenende und einen guten Start in die kommende Woche mit viel (Nächsten)liebe, garniert mit genau der richtigen Portion Demut.