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Fastenzeit - und jetzt?
Seit dem vergangenen Aschermittwoch leben wir in der Fastenzeit. Im Evangelischen auch als Passionszeit bezeichnet. Mir gefällt diese Bezeichnung ziemlich gut, weil ich in ihr eine doppelte Bedeutung lese. Denn wir hören in den biblischen Texten der Passionszeit ganz bewusst vom Weg Jesu. Einem Menschen, der ganz leidenschaftlich gelebt hat. Einer, der so unermüdlich für die Menschen in seiner Umgebung da war. Der Zeit hatte für ausgiebige und ehrlich - präsente Gespräche. An Esstischen und auf alltäglichen Wegen und der trotzdem eine Ahnung davon hatte, wann es Zeit ist Ruhe zu suchen und die innere Batterie aufzuladen. Jesus war ein Mensch, der Kraft hatte auch in herausfordernden Zeiten trotzig die Liebe groß zu machen. Als Maßstab und reale Handlungsoption. Einer, der in diesem leidenschaftlichen Leben einen Unterschied für diese Welt gemacht hat. Damals und auch heute noch.
Und darum stellt mir jede beginnende Passionszeit auch diese ganz persönlichen Fragen: Lebe ich eigentlich gerade leidenschaftlich? So richtig leidenschaftlich gerne? Bin ich gerade präsent? Im Umgang mit mir? Im Umgang mit Anderen? In meiner Beziehung zu Gott? Was tut mir daran gerade gut? Und was bremst meine Lebensfreude aus? Denn die Passionszeit bedeutet für mich eine Art Lebenszeit auf Probe. Eine Zeit, in der ich bewusst etwas für mich und mein Leben probieren möchte. Vor uns liegen nun diese besonderen 7 Wochen. 7 Wochen, die Zeit schenken für dieses Verändern und Probieren. Nicht als Wettbewerb, aber als Möglichkeit. Nicht als schmerzhafter Verzicht, sondern als ein bewusstes Experiment. Auf der Suche nach dem Leben, das ich leidenschaftlich gerne lebe. Dem Leben, was ich von Jesus lernen möchte.
Ich glaube, die Möglichkeiten sind dabei sehr vielfältig und individuell. Der Eine stellt vielleicht fest, dass er sich zu viel Verantwortung auf die Schultern legt. Vielleicht versucht er in den nächsten 7 Wochen einen Verzicht auf Alleingänge und probiert, wie es sich anfühlt Verantwortung zu teilen und Hilfe annehmen zu können. Die Andere sehnt sich nach mehr Verbundenheit. Vielleicht fastet sie dann die uneingeschränkte Bereitschaft zu Überstunden und plant mehr Verabredungen mit Familienmitgliedern oder Freund*innen ein. Der Dritte sehnt sich vielleicht nach einer neuen Verbindung zu Gott, einer anderen Tiefe im alltäglichen Leben. Vielleicht verzichtet er auf Ablenkung während der ersten Tasse Kaffee am Morgen und genießt sie lieber in der Stille bei einem kurzen Gespräch mit Gott.
Was es auch ist, was Sie in den kommenden 7 Wochen probieren und entdecken,
ich wünsche Ihnen viel Freude und Leidenschaft dabei.