Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 07. September 2024

Pfarrer Udo Schulte

Umgang mit den Sorgen

Es gibt Dinge im Leben, die wird man nicht so leicht los. So verhält es sich auf jeden Fall mit den Sorgen, die uns umtreiben können. Grund für Sorgen gibt es nun wahrlich genug. Im persönlichen Bereich: Ob die Gesundheit stabil bleibt, das Geld reicht, die Familie zusammenbleibt und mein Beruf mit dem ständigen Druck nach mehr Leistung? Aber auch der Blick über den eigenen Tellerrand lässt viele Befürchtungen aufkeimen: Wohin geht die politische Entwicklung in unserem Land, können Parteien Lösungen finden für die Fragen und Sorgen der Menschen, gibt es Schutz vor Anschlägen in unseren Städten, wie kann man den Gefahren des Klimawandelns begegnen, wo keimt ein neuer Konflikt auf Weltebene auf?

Auswirkungen dieser Ängste und Befürchtungen spüren wir an vielen Stellen, ob es persönlicher Stress ist und die Gedanken auch nachts nicht zur Ruhe kommen wollen, die Gereiztheit in der Schule und im Beruf, die blanken Nerven in der Familie, der Griff zum Hochprozentigen.

Was hilft, was könnte helfen in dieser Angespanntheit, in dem Erleben der Sorgen, die viel Raum in unseren Köpfen und Herzen einnehmen?

Eine grundsätzliche Hilfe ist sicherlich, mit den eigenen Gedanken im Kopf und den Sorgen im Herzen nicht allein bei sich zu bleiben und sich zurückzuziehen. Auch der verlockende Weg ins virtuelle Netz ist keine wirkliche Erleichterung, sondern verstärkt häufig die eigenen Ansichten und stachelt unsere Ängste noch mehr an. Was helfen könnte, ist der Schritt nach außen, der Weg zu den Menschen, der Weg zu Freunden und Vertrauten. Es braucht den Mut, mich und meine Gedanken, meine Sorgen und Befürchtungen in Worte zu fassen und mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Weniger die Gespräche am Stammtisch und in großer Runde, die kaum Raum lassen für persönliches Hinhören und intensiven Austausch, sondern das ehrliche Gespräch mit den Personen, die mir ein Ohr leihen können und wollen. Diese Schritte der Begegnung sind oft mit Hürden und Ängsten verbunden, ob mein Gegenüber überhaupt Zeit für mich hat, auf mich hören will und nicht Persönliches an die große Glocke hängt? Aber wo dieses Gespräch und der Kontakt zu anderen Menschen gelingt, da finden auch meine Ängste und Sorgen ein Gegenüber. Reden und Zuhören sind die besten Hausmittel für unsere seelische Gesundheit. Wo ich mich jemand anvertrauen kann, da nimmt der innere Druck ab und neue Möglichkeiten öffnen sich.

Was im Miteinander unter Menschen gute Wirkung zeigt, ist auch in der Begegnung mit Gott in gleicher Weise erfahrbar. So sagt es jedenfalls der Spruch für diesen Sonntag über das Sorgen: Alle eure Sorgen werft auf Gott (1. Petrus 5,7). Ein kurzer Satz mit großer Wirkung. Unsere Sorgen, unsere Befindlichkeit, unsere Ängste um das persönliche Schicksal und das Geschehen in der Welt hat in Gott ein Gegenüber. Im Gespräch mit Gott, im Gebet können wir unsere Wünsche und Befürchtungen sagen, unsere Sorgen und Ängste. Das sind in der Regel keine besonders schön formulierten Sätze, sondern Worte der Betroffenheit und der ehrlichen Schilderung unserer Lage. Und diese Worte werden gehört?

Ohne ein mutiges Öffnen für den Kontakt zu einem anderen Menschen entsteht kein vertrauensvolles Miteinander, ohne ein mutiges Öffnen für das Gespräch mit Gott wird sich kaum die Erfahrung einstellen, dass das Gebet hilfreich und stärkend ist und unsere Sorgen einen Ort finden, an dem sie gut aufgehoben sind.


Udo Schulte, Pfarrer in Rahden