Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 07. September 2019

Es gibt schöne Erinnerungen an den Urlaub. Bei mir sind es Bilder, die mit Natur und Menschen zusammenhängen. Besonders ein Ort taucht vor meinem inneren Auge auf: Eine Bank auf einer kleinen Anhöhe, der weite Blick in die Ferne auf Wellen und Wasser, im Vordergrund zahlreiche Menschen, die ihre freie Zeit mit wunderbaren Nebensächlichkeiten verbringen. Dieses Bild ist für mich Ausdruck von Zufriedenheit: Selbst den Blick genießen, die Freude über die Natur, Menschen, die Zeit miteinander verbringen.
Zufriedenheit bedeutet, mit sich selbst und mit anderen in Frieden zu leben, oder zumindest, den Frieden anzustreben. Beides gehört zusammen, Frieden mit mir und mit meinen Leben, und auch der Frieden mit anderen Menschen. Die Bibel bezeichnet diesen Frieden als Schalom. Es ist ein Zustand, der dem Leben gut tut, das spürt man selber, und das erfahren auch andere Menschen um uns herum. Wo dieser Schalom gelebt wird, da gönnt man dem anderen auch Gutes. Es bereitet Freude, wenn man sich mit anderen mitfreuen kann. Auch das Mitragen von belastenden Lebenserfahrungen gehört zu diesem Schalom.
Zufriedenheit hat nichts mit Wohlstand zu tun, sonst müssten die meisten Menschen in unserem reichen Deutschland zufrieden sein. Zufriedenheit öffnet die Augen des Herzens für das wirklich Wichtige im Leben: Da gibt es soviel Gutes zu entdecken.
Als Pfarrer gehören Besuche zu unterschiedlichsten Anlässen zum beruflichen Alltag. Nicht das große Haus, die gute Einrichtung, der berufliche Erfolg sind die Garanten für Zufriedenheit. Was äußerlich so leuchtend erscheint, ist manchmal Ausdruck für einen goldenen Käfig, in denen sich Menschen befinden. Wir lassen uns leicht blenden, wenn wir andere Menschen betrachten und uns mit ihnen vergleichen. Zufriedenheit ist nicht das Ergebnis von Wohlstand und stellt sich gewiss nicht ein, wenn wir uns mit anderen vergleichen.
Zufriedenheit ist für mich ein Geschenk Gottes. Es ist eine Gnade, wenn ich mit mir selbst im Frieden leben kann, auch wenn es noch immer zahlreiche Herausforderungen in meinem Leben gibt. Es ist eine Gnade, anderen Gutes zu wünschen, sich zu freuen am gelingenden Leben und nicht mit Neid durch die Welt zu gehen. Ja, Zufriedenheit ist ein Geschenk, aber ein Geschenk, das ich jetzt schon empfangen kann. Ein Geschenk des Himmels.
Auf dieser Bank zu sitzen, in die Weite zu schauen, Wellen und Menschen zu sehen, Gott zu danken – mein Ort des Friedens, mein Ort der Zufriedenheit. Diesen Ort der Zufriedenheit nehme ich mit in meinen Alltag.


Pfarrer Udo Schulte