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Staatsraison ist noch längst nicht alles!
An diesem Wochenende geschieht in unseren Kirchen etwas, das für viele recht abenteuerlich klingen mag, in der breiten Öffentlichkeit aber kaum wahrgenommen wird: es ist Israel-Sonntag und wir feiern die unauflösliche Beziehung zwischen Israel und Kirche. Abenteuerlich ist dieses Vorhaben, weil zum Einen die Beziehungen zwischen Israel und der Kirche über die Jahrhunderte durch Verfolgung und Verleumdung von Juden durch die Kirchen schwer belastet wird. Zum Anderen steht in unseren Tagen die Existenz des Staates Israel auf dem Spiel: vor gut einem dreiviertel Jahr überfallen Hamas-Kämpfer ein Musikfestival und mehrere israelische Siedlungen. Es sterben über 1200 Menschen und über 100 werden als Geiseln gefangen genommen, viele davon sind bis heute.
Als Antwort darauf überzieht der Staat Israel den Gazastreifen mit einem Feldzug, der bislang mehr als 30.000 Menschen das Leben gekostet hat. In der Folge dieses Feldzuges gibt es im Norden Israels militärische Auseinandersetzungen und von Süden greifen Kämpfer aus dem Jemen den Staat Israel an. Was bedeutet es nun, wenn von deutschen Politikern gesagt worden ist, die Existenz des Staates Israels gehöre zur deutschen Staatsraison?
Für mich ergibt sich aus diesen Beschreibungen: das Israel, mit dem die Kirche unlösbar verbunden ist, ist nicht der Staat Israel. Israel ist die Gemeinschaft derer, die sich an den Gott Israels wenden und die versuchen, nach seinen Weisungen zu leben. Dieses Israel ist wie die Kirche eine Sache des Glaubens.
Der Staat Israel muss davon unterschieden werden – Israel ist nicht gleich Israel; auch wenn dieser Staat für viele Jüdinnen und Juden der Zufluchtsort geworden ist, an dem sie ungehindert ihren Glauben leben wollen. Die Kirchen aber suchen den Kontakt zu den jüdischen Gemeinden überall, wo Jüdinnen und Juden leben und versuchen so ihre bleibende Verbundenheit auszudrücken – glauben sie alle doch, dass sich ihnen der Gott Abrahams aus lauter Freundlichkeit zuwendet – jeden Tag. Aus diesen Kontakten ergibt sich ein bleibendes Interesse am Staat Israel. Zu diesem echten Interesse gehört der Freiraum, Maßnahmen, die dieser Staat zu verantworten hat zu kritisieren. Die Berechtigung für die Existenz dieses Staates wird von den Kirchen nicht in Frage gestellt, politische Maßnahmen dieses Staates allerdings.
Konkret versuchen unsere Kirchen und ihre Arbeitszweige gerade in diesen schwierigen Zeiten den Kontakt zu allen an diesem Konflikt beteiligten Gruppen zu halten, zu den jüdischen Gemeinden und Arbeitsgemeinschaften hier und in Israel und zu arabisch-palästinensischen Gruppen und Gemeinden. Rückgrat dieser Kontakte ist der Glaube, dass Gott treu ist und zu seinen Menschen hält – wo immer sie auch leben.