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Wir alle haben sicherlich schon einmal von folgender Situation gehört: Jemand wird im Straßenverkehr geblitzt, weil er zu schnell gefahren ist, und ein eher mittelprächtiges Foto folgt, garniert mit einer Kostennote, wenige Tage später per Post. Die Reaktion darauf kennt meiner Erfahrung nach eigentlich nur zwei Pole. Die einen erkennen den Regelübertritt an, lernen daraus und zahlen das Geld in dem Wissen, dass damit auch wieder Dinge des Gemeinwohls finanziert werden können. Die anderen regen sich auf, warum gerade sie geblitzt worden sind und warum dann auch noch nahezu unverschämterweise gleich ein so hoher Geldbetrag als Strafe veranschlagt worden sei. Bei allem Verständnis seien andere doch die wahrlich schlimmeren Raser, und die ohnehin schon vielerorts knapp besetzte Polizei könnte sich doch nun wahrlich wichtigeren Aufgaben widmen.
Beim Blick auf die jährliche Steuererklärung ist es ähnlich: Die einen ärgern sich über die Steuerhöhe und finden untermauernd im gleichen Atemzug unendliche Beispiele der Steuerverschwendung. Die anderen sind sich bewusst, dass die öffentliche Hand für diverse Aufgaben auch Geld braucht und zahlen nahezu anstandslos etwas an den Staat.
Weitere Beispiele wie die obigen würden sich zahlreich finden lassen, und ich weiß auch, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die sich, wie ich finde, gesunderweise irgendwie in der Mitte beider Extreme bewegen. Dennoch ist in Zeiten von Wutbürgertum und scheinbar allgegenwärtiger Empörung über dieses oder jenes eine Erweiterung des persönlichen Blickfeldes sicherlich zeitweise hilfreich. Ich erinnere mich da gern an den Römerbrief des Apostel Paulus. Er beschreibt darin in Kapitel 13 unter anderem, dass Christinnen und Christen gut daran tun, sich menschlichen Autoritäten unterzuordnen: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet.“ (Römer 13,1).
Sicherlich: Die Überzeugung des Paulus, dass alle uns umgebenden Autoritäten letztlich von Gott eingesetzt sind, wirkt zurecht deutlich aus der Zeit gefallen. Auch ist es richtig und sehr wünschenswert, dass wir Menschen grundsätzlich frei und selbstbestimmt unseren Alltag gestalten können, aber ein gewisser staatlich geregelter Rahmen ist wichtig und gibt Sicherheit, macht darüber hinaus ein Zusammenleben erst möglich. Diesen möchte ich mir persönlich nicht selbst stecken und bin froh, dass es hier weitestgehenden Konsens unter uns Menschen gibt, über den eben andere wachen. Da ist manches gerade zum Glück so, wie es ist, und fremdbestimmt. Das gilt auch für andere Entscheidungen und Regeln im Alltag, die eben andere treffen und nicht ich.
Ich frage mich nicht selten, ob in dem Zuge nicht jede
Diskussion auch mal einen gesunden Endpunkt finden muss und ob alles Gedachte
oder Denkbare auch gesagt werden sollte, nur weil es im Rahmen der uns
gegebenen Freiheit grundsätzlich möglich ist. Und wenn man dann noch einmal neu
auf die eine oder andere Konsequenz oder dass ein oder andere „so ist es“
blickt, dann stellt man fest, dass es gut ist, vielleicht sogar lehr- oder
hilfreich und allemal nicht schlimm.
Diakon Michael Biesewinkel