Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 01. März 2025

Pfarrer Peter Renschler vom Orde

„Was bisher geschah?“ So beginnt eine, wie ich finde, sehr spannende Fernsehserie, jede neue Episode. Dann kommt eine kurze Zusammenfassung der letzten Ereignisse.

Was bisher geschah in unserem politischen und gesellschaftlichen Umfeld, möchte ich jetzt auch kurz zusammenfassen. Es gab eine Reihe von Anschlägen, schreckliche Taten, verübt sehr häufig von Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Ereignisse wurden dann, auf Grund der damals bevorstehenden Wahlen, von den Parteien auf unterschiedlicher Weise aufgenommen und leider von manchen auch in populistischer Weise missbraucht. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Opfer wurden in den Hintergrund verschoben, es zählte nur diese abscheuliche Tat, die dann Anlass gab, einmal mehr die Debatte um Migration und Überfremdung politisch anzuheizen und populistisch zu missbrauchen. Selbst der Kanzlerkandidat der Union, der im November noch vollmundig erklärte: „ Mit denen da (AFD) keine gemeinsame Sache zu machen, scheute nicht Ende Januar genau das zu tun, um einen verschärften Erlass gegen Migration mit den Stimmen der AFD und der FDP durch den Bundestag zu drücken. 

Die Folgen waren, die Angst und die Unsicherheit der in unserem Land lebenden Migranten wurden weiter vergrößert. „Ausländer raus“ ist nicht mehr nur ein beliebter Ruf der in Teilen gesicherten rechtsextremen AFD, sondern bekommt immer mehr Anhänger auch in anderen Teilen der Gesellschaft.  Gut, dass der Monatsspruch für März in eine andere Richtung weist. „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken.“ 3. Mose 19,33. Und weiter heißt es: „Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben, wie dich selbst.“

Natürlich müssen Menschen, die etwas verbrochen haben, bestraft werden, und Hilfesuchende, die sich nicht nach Recht und Gesetz richten, des Landes auch verwiesen werde. Solche Gesetze gibt es ja schon, nur fehlt es oft an Möglichkeiten, diese in Gänze auch so umzusetzen. Es ist aber meiner Meinung nach beschämend und verwerflich, nur um im Wahlkampf mehr Stimmen zu bekommen, eher dem Populismus das Wort zu reden, als auf die Menschenwürde zu achten. Fremde sind zu uns gekommen, weil sie Schutz und Unterstützung gesucht haben, weil sie in ihrer Heimat verfolgt und bedrängt wurden, oft mussten sie auch um ihr Leben bangen. Oft haben sie traumatisches erlebt, und brauchen auch hierin Unterstützung. Unser Gesundheitssystem krankt, genauso, wie z.B. die innere Sicherheit. Wer das aber alleine der Migration und den Fremden in unserem Land anlastet, macht es sich sehr einfach. Von unseren Politikern erwarte ich da schon mehr. 

Die Wähler haben am Sonntag ihre Stimme abgegeben. Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise nun geht. Ich hoffe sehr, dass die Menschenwürde keinen Schaden nimmt und grüße sie herzlich.


Peter Renschler vom Orde,
Pfr. Feuerwehr- und Polizeiseelsorger im Kirchenkreis Lübbecke