- Kirchenkreis
- Gemeinden
- Kindergärten
- Gemeinsame Dienste
- Kirchenkreisstiftung
- Glauben leben
Lübbecker Land, 04. September 2025
Soll der Sonntagsgottesdienst abgeschafft oder mit mehr Vielfalt beibehalten werden? Diese Frage stellt sich derzeit die evangelische Kirche in Deutschland. Auch im Kirchenkreis Lübbecke kommt der traditionelle Sonntagsgottesdienst um 10 oder auch 9.30 Uhr immer stärker unter Druck. Das heißt vor allem, dass weniger Besucher in die Gotteshäuser kommen, um die sonntägliche Liturgie gemeinsam zu feiern.
Im Evangelischen Kirchenkreis Lübbecke scheint es so zu sein, dass man den traditionellen Sonntagsgottesdienst zwar beibehalten möchte, ihn aber immer häufiger durch andere Formate oder Orte ergänzt. Auch thematische Gottesdienste, die für besondere Zielgruppen erarbeitet werden, beobachtet man immer häufiger. So ist im zum Teil volkskirchlich geprägten Kirchenkreis Lübbecke ein buntes und höchst interessantes gottesdienstliches Leben entstanden.
Darüber freut sich auch Pfarrerin und stellvertretende Superintendentin Barbara Fischer ganz besonders: „Ich persönlich finde es ganz toll, was inzwischen im gesamten Kirchenkreis angeboten wird. Vor allem gibt es viele Gottesdienstformate, die besondere Personenkreise ansprechen“, stellt sie fest. Diese Angebote gingen „weit über die Gemeindegrenzen“ hinaus. Sicherlich könne nicht jeder Mensch an jedem Ort gleichermaßen angesprochen werden, aber es werde versucht, diverse Formen religiösen Lebens anzubieten.
In diesem Zusammenhang nennt sie auch Lobpreisgottesdienste – gerade für die Menschen, die nur schwer Zugang zu den klassischen Angeboten finden und sich vielleicht durch diese besondere Art der Musik angesprochen fühlen. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich auch Familienkirchen nach dem Konzept der „Kirche kunterbunt für Menschen von 3 bis 83“, so die stellvertretende Superintendentin. Es werde immer deutlicher, dass „nicht mehr an jedem Kirchturm zu jeder Zeit ein Angebot unterbreitet werden kann“. Regionale Gottesdienste würden immer häufiger die klassischen Sonntagsgottesdienste ablösen, auch weil die Zahl der Pfarrpersonen – bei zurückgehenden Gemeindegliederzahlen – immer weiter abnehme.
Gleichzeitig beobachte man, dass sich auch das Familienleben ändere und gerade am Wochenende „mehr Zeit für Familienerlebnisse gewünscht werde“. Auch die generationsverbindenden Angebote würden stärker angenommen, weil das Erlebnis von Gemeinschaft deutlicher in den Vordergrund rücke. So ist in den vergangenen Jahren im Kirchenkreis Lübbecke eine große Vielfalt an Gottesdienstformen und -formaten entstanden. Teilweise ersetzen sie die normalen sonntäglichen Gottesdienste, setzen hier allerdings neue Inhalte oder sprechen bestimmte Zielgruppen an.
Zu beobachten ist allerdings auch, dass die Tendenz zu Open-Air-Gottesdiensten immer mehr zunimmt, die es inzwischen in jeder der 18 Kirchengemeinden im Kirchenkreis gibt. Gerne werden sie im Sommer auch als Regionalgottesdienste mit mehreren Gemeinden zusammen gefeiert.
Im Folgenden werden einige besondere Gottesdienstformen und -angebote genannt, die in den Gemeinden zu finden sind und zu denen grundsätzlich nicht nur Gemeindemitglieder eingeladen sind, sondern jeder, der Gemeinschaft sucht.
In der Lübbecker Hauptkirche, der St.-Andreaskirche, gibt es in der Woche Abendgebete, teilt Pfarrerin Sabine Heinrich mit, die von montags bis freitags jeweils um 18 Uhr regelmäßig angeboten werden. Mittwochs wird das Abendgebet als Taizé-Gebet gefeiert – mit Gesängen aus Taizé und Stille, am Donnerstag ist um 18 Uhr ein Friedensgebet.
Stark setzen die Gemeinden Hüllhorst und Oberbauerschaft auf Open-Air-Gottesdienste, berichtet Pastorin Kristina Laabs. So gibt es sie auf Bauernhöfen, auf der Kahlen Wart und an der Grundschule Büttendorf, auf den Wiesen vor den Gemeindehäusern, als Zeltgottesdienste zu Vereinsjubiläen und zum Erntefest. Es gibt „Tatort“-Gottesdienste in beiden Pfarrbezirken unter der Regie des CVJM Hüllhorst-Oberbauerschaft, am Gründonnerstag Tisch-Abendmahls-Gottesdienste.
In Dielingen, Drohne und Haldem ist Pfarrer Michael Beening mit vielen Ehrenamtlichen aktiv. Auch hier gibt es Open-Air-Gottesdienste, ein großes Familienfest im September im Gemeindezentrum Haldem und auch den Blick über die Gemeindegrenze, wie beispielsweise nach Stemshorn und Lemförde. Es gibt Taufgottesdienste und acht Mal im Jahr eine Kinderkirche. Beening lädt auch zu besonderen Gottesdiensten in die Heilig-Kreuz-Kapelle ein oder sogar zu einem „Schlagergottesdienst“. Erwähnt wird auch der „Klei-Gottesdienst“ – ein ganz besonderer Ort und ein Höhenzug, zu dem immer sehr viele Menschen pilgern.
„Church@five“ heißt ein besonderes Format, das Pfarrerin Lea Queer gemeinsam mit dem CVJM Gehlenbeck anbietet. „Wir wollen eine neue Art Gottesdienst feiern“, so das Motto der jungen Pfarrerin. „Wohnzimmerkirche“ heißt das Konzept, und es werden Impulse zur Selbstbetrachtung gesetzt. Auch ein Wunschbaum ist aufgestellt. Statt Kirchenbänken gibt es Gruppentische für jeweils acht Personen, an denen man einfacher ins Gespräch kommen kann.
Gisela Kortenbruck ist inzwischen Pfarrerin im Ruhestand in der Kirchengemeinde Rahden. Sie ist aber weiterhin ehrenamtlich in der Gemeinde aktiv und nennt als besonderes Angebot neben den Open-Air-Gottesdiensten beispielsweise an den Mühlen und zum Kreismühlentag die Familiengottesdienste um 17 Uhr immer am Vorabend der großen kirchlichen Feste. Ebenso gibt es Jugendgottesdienste an Freitagabenden um 19 Uhr, die immer mit einem Pizzaessen enden. Dann werde auch gefeiert.
Einmalig ist auch das Video-Gottesdienst-Projekt, das Gisela Kortenbruck mit ins Leben gerufen hat. Es sind mehrere Kameras in der Kirche verteilt, nach dem Gottesdienst wird das Material geschnitten und in der Regel sind bereits ab 16 Uhr am selben Tag die Gottesdienste aus Rahden auf dem YouTube-Kanal abrufbar. „Das machen wir bereits seit fünf Jahren, und es wird immer besser angenommen“, sagt die Pfarrerin.
Pfarrer Michael Weber in Preußisch Oldendorf hat ein ganz besonderes Format mit einem Team von Kreativen entwickelt. So bietet er statt eines klassischen Sonntagsgottesdienstes auch schon mal einen Kunst-Gottesdienst an. „Das jeweilige Kunstwerk, das wir vorstellen, gibt dabei das Thema vor“, erklärt der Geistliche. Dabei handelt es sich nicht nur um Bilder, es können auch Skulpturen sein, über die im Gottesdienst gesprochen wird. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Weber freut sich, dass man auf diese Weise eine andere Gruppe von Gottesdienstbesuchern erreichen könne. Auf alle Fälle werde er „langfristig“ dieses Projekt fortsetzen.
Und noch etwas ist in Preußisch Oldendorf anders: das Martinsspiel. Am 9. November wird das Stück, das von Weber geschrieben ist, aufgeführt. Es handelt sich um eine „Weiterführung der Martinsgeschichte“, bei der Glaubensstifter Martin Luther eine wichtige Rolle spielt, verrät Weber.
Hilke Vollert und Steffen Bäcker sind Pfarrer in Börninghausen und Bad Holzhausen. In beiden Gemeindebezirken gibt es ungewöhnliche Angebote für unterschiedliche Zielgruppen, die als Abendgottesdienste jeweils samstags um 18 Uhr stattfinden. So gibt es Literatur- und auch Filmgottesdienste. Die entsprechenden Bücher, die vorgestellt werden, sind vorher von einem Vorbereitungskreis ausgesucht worden, die Filme suchen in der Regel die beiden Pfarrer aus. „Auf beide Angebote haben wir sehr gute Resonanz“, so die Pfarrerin.
Doch in der Gemeinde gibt es noch weitere Angebote, wie die „Kirche kunterbunt“, die es vier Mal im Jahr gibt. In Börninghausen bietet Hilke Vollert auch als Abendgottesdienst um 18 Uhr Segensgottesdienste an. Dabei soll beispielsweise Gott angerufen und um Heilung gebeten werden oder auch um seinen Segen für Liebende. „Damit möchten wir alle Menschen ansprechen, die sich in besonderen Situationen befinden“, so die evangelische Geistliche.
Ein sehr vielfältiges Angebot außerhalb der sonntäglichen Gottesdienste wird in der evangelischen Martinskirchengemeinde in Espelkamp angeboten. So gibt es Kinderkirchen-Angebote zum Thema „Struwelotte“ oder auch die „Konfetti-Kirche“, die sich vor allem an Kinder und Familienangehörige wendet. Es handelt sich um einen Mitmach-Gottesdienst mit anschließendem Essen für alle Generationen. Sie finden nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr statt. Vier Mal im Jahr gibt es die bereits eingeführten Gottesdienste für „Leib & Seele“ mit Liedern, die man leicht und gerne mitsingen kann, mit Gebeten, die zum eigenen Beten helfen, und mit einer Predigt, die Mut macht zum Glauben und zum Leben. Nach dem Gottesdienst wird zum „Brunch“ eingeladen.

.jpg)
.jpg)